Interview

back to main

BONEHOUSE gehören wohl zu einer der fleißigsten Live-Bands unter dem Deutschem HC-Himmel. Nach dem Mörderrelease "Onward To Mayem" erscheint nun am 18.10.04 der Nachfolger "The Fuse Is Lit" aus der Kieler HC-Schmiede. Grund genug um mit Philip (voc) ein paar Sätze via E-Mail über die bei Earth A.D. erscheinende CD und anderes Zeug zu wechseln. Ein entsprechendes Review findet ihr bei den CD-Revz.

1. Zu Anfang erzähl doch mal kurz Stichpunkthaltig für all die, die BONEHOUSE noch nicht kennen, wer seid ihr, was macht ihr und wofür steht ihr.

Philipp: Ja, Moiners erst mal! Wir sind BONEHOUSE, wir machen Hardcore/Punk und wir stehen für BRÄGENBRATZ-BALLER-HARDCORE-MIT-VIEL-SPAß-INNE BACKEN!
Uns gibt es seit 1993 und wenn ich mal die paar Umbesetzungen weglassen darf, bestehen wir aus Kalle (Schlachzeug & Mix-Getränke), Martin (Bass & T-Shirts), Späthi (Gitarre & Schnauze halten), Pete (Gitarre & 4 Kinder) und mir (Gesang & dumme Fragen beantworten). Unsere Mucke basiert auf alten Hardcore-Einflüssen, aber dazu kommen noch Einflüsse aus Punk, Rock’n’Roll und wat Metal.

2. Euer letztes Album liegt ja nun schon 4 Jahre zurück. „The Fuse Is Lit“ klingt für mich wesendlich verspielter und experimentierfreudiger als „Onward To Mayhem“, oder kommt das einem nur so vor. Immerhin habt ihr schon seit längerem neue Songs in eurem Live-Set. Wie siehst du das?

Philipp: Nu haste mir aber einen Schreck eingejagt! 4 Jahre! Stimmt ja gar nicht – das Album kam 2001 raus, und zwar Ende 2001, so dass es meist als 2002er Release geführt wird. So faul sind wir also doch nicht... (DM: Jo, da haste mich erwischt, sind nach Adam Riese nur 3 Jahre. Das kommt davon wenn man nicht lesen, geschweige denn rechnen kann. „g“) Aber das hast du gut erkannt – wir wollten die Grenzen ein wenig weiter stecken und gucken, wat unter dem BONEHOUSE-Banner so möglich ist. Daher klingen die Songs wohl etwas wilder und frischer. Trotzdem spielen wir möglichst jeden Song vor einem Studio-Aufenthalt live, um das optimale Tempo und das beste Arrangement zu finden. Tatsächlich nehmen wir immer ausschließlich Songs auf, die schon mindestens ein Jahr auf dem Buckel haben. Sonst ärgert man sich hinterher, dass der Song eigentlich noch nicht fertig war. So entstanden dann Songs mit vielen für uns neuen Ideen wie das lange, gestörte Ende von „Bill Gates Is The Anti-Christ“, Gastgesängen wie bei „The Capitalists“ oder mal so’n Farbtupfer wie dat Piano am Ende von „Stomp It“.

3. Also kann man behaupten, dass ihr selbst euren Werken durchaus kritisch gegenüber steht, oder kommt da einfach nur der Perfektionist durch?

Philipp: Klar, man will natürlich die Songs so gut wie möglich auf Band knallen. Das heißt nicht, dass nun alles steril sein soll oder dass nur noch der Kopf regiert. Wir versuchen IM STUDIO, so oft wie möglich den ersten Take zu nehmen und z.B. am Gesang nicht zu viel rumzuschnippeln. Wenn man jede Strophe einzeln neu einsingt, läuft man Gefahr den ursprünglichen Bogen zu zerstören, der das lebendig hält. Aber VOR den Aufnahmen, sehen wir zu, dass die Songs wasserdicht sind. Wir nehmen die Dinger immer schon im Proberaum auf und vergleichen verschiedene Versionen miteinander. Dann umgeht man den Effekt, ein paar Gigs nach Erscheinen einer Platte zu merken, dass ein bestimmter Song ERST DANN rundgespielt ist und im Studio hätte besser klingen können.

4. Auch bei der ganzen Arbeit die das mit sich bringt, wie wichtig ist für euch der kommerzielle Erfolg dabei?

Philipp: Man freut sich natürlich schon, wenn möglichst viele Leute auf den Gigs die Songs mitschmettern. Aber wie die Nasen an die Lieder kommen, ist mir persönlich scheißegal. Meinetwegen könnten die sich die alle brennen, aussem Netz saugen, klauen, was weiß ich. Wir müssen mit der Musik zum Glück nicht unser Geld verdienen und uns daher auch keinerlei Druck aussetzen. Für die Plattenfirmen, mit denen wir zusammenarbeiten, ist das natürlich was anderes, har har...

5. Ihr seit ja auch eine Band die sehr auf ihr Songwriting achten und bei euch geht es größtenteils um politische Themen. Wie stehst du/ihr zum Verhältnis zwischen Musik und Politik, welche Rolle spielen da die Texte für euch?

Philipp: Eine sehr große Rolle, wobei das eher mein persönliches Ding ist und ich mich jetzt nich als der fette Aufklärer fühl. Nee, es ist mir nur wichtig, dass mich die Texte wirklich berühren und ich über Dinge brülle, über die ich im täglichen Dinge oft nachdenke, die mich bewegen oder ankotzen. Wenn ich irgendwelche unpersönlichen Texte singen würde, könnte das einfach nicht dieselbe Intensität haben. Und das, was uns in Europa meiner Meinung nach am stärksten prägt, sind doch politische Werte , weniger z.B. religiöse Werte. Deshalb denke ich auch, dass viele extreme Metalbands über Religion & Satan singen, weil sie damit das Problem umgehen, wirklich jemanden zu provozieren oder Stellungnahmen abzugeben, die mal wirklich Substanz haben. Punkrock/Hardcore OHNE politische Inhalte kann es eigentlich nicht wirklich geben, das gehört für mich zur Definition von Punk – unbequem sein, kritisch sein, Dinge zu hinterfragen. Es gibt natürlich Bands wie z.B. die MISFITS, die sich auf „Unterhaltung“ beschränken, aber das ist dann schon wieder so’n eigenes Genre, „HorrorPunk“ oder was, und berührt mich inhaltlich überhaupt nicht.

6. Mit „The Capitalists….“ geht’s bei euch zum ersten Mal ums Thema Ökologie. Wie kommt’s?

Philipp: Auch ein Thema, welches absolut existenziell wichtig ist. Da krieg ich das Kotzen, wenn ich höre, dass fast alle Staaten das Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen über Klimaänderungen unterzeichnen, die USA sich aber WEIGERN, dies zu tun, weil sie keine wirtschaftlichen Einbußen hinnehmen wollen. Da wird so rücksichtslos auf die Umwelt geschissen, dass es eigentlich JEDEM ersichtlich sein muss, wie scheißegal diesen Kapitalisten die Umwelt ist. Daher der Titel: The Capitalists Are Fucking Our Mother Earth, That’s Why We Are Calling Them Motherfuckers!

7. Welcher Köter hat euch eigentlich gejagt, mit „Ode To The Unbroken“ ein Instrumental mit aufs Album zu packen? Und dann noch so ein atmosphärisches. So etwas kann man von so manch anderen Bands erwarten, aber doch nicht von euch!?

Philipp: He he, das ist in der Tat eine der „Überraschungen“, die den Hörer auf „The Fuse Is Lit“ erwarten. Die Grundidee stammt von Pete und zunächst waren wir eigentlich skeptisch, ob das zu BONEHOUSE passen könnte. Aber nachdem diese freakigen Effektgitarren drüber gerotzt worden waren, fanden wir das irgendwie cool und die endgültige Entscheidung DAFÜR fiel dann, nachdem wir ein wenig mit der Songreihenfolge gespielt hatten und gemerkt haben, wie krass der Knüppelsong „Demolition Frequency“ danach kommt. Und wenn es irgendwen nervt, finden wir das eher witzig... Letztendlich geht das Ding ja auch nur eine Minute sonst wat und die restlichen über 40 Minuten ballern nahezu komplett durch...

8. Oben bei der Band hast du Pete noch mit aufgeführt, obwohl er ja die Band verlassen hat (oder irre ich mich da?), und ihr habt vor nicht allzu langer Zeit seine „Abschieds-Gigs“ gespielt, wobei die es ja in sich gehabt haben sollen. Erzähl mal, wie geht’s jetzt weiter? Als 4er, seid ihr auf der Suche nach Ersatz oder lasst ihr es einfach auf euch zu kommen?

Philipp: Richtig, ab sofort gehört Pete nicht mehr zur Band, weil er mit vier Kindern einfach nicht mehr die Zeit dafür hat. Eine sehr schwierige Entscheidung für ihn, weil er mit Herz und Seele bei uns gezockt hat. Aber eine große Familie ist natürlich auch eine Verantwortung und Pete hat gemerkt, dass er zuviel in der Entwicklung seiner Kids verpasst, wenn er an den Wochenenden ständig unterwegs ist. Er hat die ganzen Überlegungen, die hinter seinem Ausstieg stehen, auf unserer Homepage ausführlich dargelegt, das ist z.T. bewegend zu lesen! Wir respektieren diese Entscheidung absolut und drücken ihm für seine weitere Entwicklung die Daumen. Es gab am 1.10. und am 2.10. zwei Abschieds-Gigs für Pete (gleichzeitig auch Release-Gigs der neuen Platte) und du hast Recht – das war schon ein ziemlicher Hammer! Gerade in Kiel war das sehr emotional und intensiv, da wurde Pete noch mal richtig abgefeiert, ist von der Bühne bis zum Ausgang durch die ganze Halle gesurft usw. Er hat auch auf der Bühne Späthi ein T-Shirt geschenkt mit der Aufschrift „Ich bin ZWEI Gitarren“, he he. Denn Späthi will die Herausforderung meistern, in Zukunft allein für die Gitarrenfront zuständig zu sein.

9. Welchen Einfluß wird das Live auf euch haben?

Philipp: Es wird sich sicherlich irgendwie auswirken, allein von der Bühnenpräsenz her wird es ja eine Lücke geben. Einige Songs werden vielleicht mit einer Gitarre nicht so gut funktionieren, bei anderen klappt das aber durchaus! Wir haben neulich schon zwei Shows ohne Pete gespielt und die waren auch von den Resonanzen her recht gut. Man denke nur an Bands wie MOTÖRHEAD oder HATEBREED, die ebenfalls von zwei Gitarren auf eine reduziert haben und nicht unbedingt darunter gelitten haben. Zum Teil kann das auch neue Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Späthi ist jedenfalls schon ganz heiß darauf, es den Leuten ordentlich zu besorgen.

10. Ihr seid ja auch als Live-Band verschrien, die immer irgendwo unterwegs ist. Würdest du dich nicht mal gern zurücklehnen und auf den „Lorbeeren“ ausruhen? Ihr macht das nun ja auch schon ein paar Tage lang.

Philipp: Ha ha, nee, dieses Verlangen habe ich NOCH NIE verspürt. Es macht eher zusehends mehr Spaß! Das ist wie beim Sex: Da denkst du auch nicht: „He, ich habe genug gefickt, jetzt hör ich mal auf damit“, sondern hast mit mehr Erfahrung auch mehr Möglichkeiten, NOCH MEHR Genuss dabei zu empfinden. Ich glaube, dass wir noch Einiges an Songs und Gigs vor uns haben, denn bisher ist eigentlich alles immer geiler geworden.

11. Neben der HC-Szene habt ihr auch einen Namen in der Punk- und Metal-Szene. Wie siehst du das Verhältnis zwischen den beiden Letzt genannten? Das ist leider nicht immer das Beste, obwohl es so einige Gemeinsamkeiten gibt.

Philipp: Ja, es gibt Leute, die beides mögen und gerade auf unseren Konzerten ist oft eine recht bunte Mischung, was ich sehr gut finde. Wer natürlich einfach mit Metal nichts anfangen kann und ausschließlich Punk hört bzw. umgekehrt, der ist uns ebenso willkommen. Es gibt so Klischeevorstellungen, die beide Seiten übereinander haben und es gibt LEIDER auch immer negative Beispiele an Leuten oder Bands, die diese Klischees erfüllen (der besoffene Asi-Punk, der vor dem Klub die Fahrräder kaputt tritt, der spießige Metaller, der im Grunde ein Stammtischproll ist). Letztendlich ist es egal, welcher „Szene“ jemand angehört – viel wichtiger ist seine Einstellung. BM-Nazis können uns genauso gestohlen bleiben wie HC-Macho-Prolls!

12. Der Musikgeschmack innerhalb der Band ist als ziemlich unterschiedlich und breit gefächert zu beschreiben. Findet ihr da bei neuen Songs auf Anhieb den gleichen Nenner?

Philipp: Genau, bei fünf (bzw. jetzt vier) Leuten ist es unmöglich, dass alle dieselben Bands mögen. Aber ich nenne mal SOCIAL DISTORTION, MOTÖRHEAD, SLAYER, RAWSIDE, witzigerweise OZZY OSBOURNE, ANTI-CIMEX, DISCHARGE – das hören wir eigentlich alle gern und sowat läuft auch oft im Tourbus. Wir haben ja allerdings noch unser Kindermädchen Boller an Bord, der echt nur Punk hört – für den sind SLAYER und IRON MAIDEN ungelogen dieselbe Hippiescheiße...

13. Zum Schluß noch ein paar Quickies. Mit wem würdet ihr mal gerne zusammen auf den Brettern stehen?

Philipp: Hm, gar nicht so einfach. Mit Stoiber? Und ihn dann in den Pit schubsen, hä hä! Aber im Ernst: Ich fand in der letzten Zeit BUBONIX, ANTI-CONTROL, TOURETT SYNDROME, STOPCOX, KURHAUS, RED WITH ANGER oder JIMI PELZ FISTFUCK USA super, mit denen würde ich persönlich jederzeit gerne wieder spielen. Aber du meinst bestimmt „bekanntere“ Bands, wa? Na gut, dann nenn ich mal POISON IDEA (hätte ja fast geklappt, nur leider sind die nicht beim Gig in Freiburg erschienen...), RATOS DE PORAO, MDC oder AGROTOXICO, die find ich alle geil und sie erscheinen mir sympathisch. So richtig fette Namen wie MOTÖRHEAD nenne ich bewusst nicht, weil ich die ja als „Fan“ sehen kann. Mit denen spielen muss ich gar nicht unbedingt, nachher entpuppen die sich noch als Arschlöcher...

14. Lieblingsband?

Philipp: Wow, das so auf eine Band zu reduzieren, ist schon hart... Ich sage mal SLAYER, aber das variiert von Tag zu Tag.

15. Lieblingsalbum?

Philipp: Ja, dann muss ich ja jetzt auch „Reign In Blood“ sagen...

16. Lieblingslied?

Philipp: Und schon schwankt meine Stimmung: Ich sag mal „I Was Wrong“ von SOCIAL DISTORTION, das war auch der Hochzeitstanz von meiner Frau und mir.

17. Lieblingsbier oder andere Spirituosen?

Philipp: Ich trinke am liebsten Holsten aus der Dose (nicht zu kalt!) und Korn mit Ahoi-Brausepulver. Das macht schlau!

18. Was hasst du am meisten?

Philipp: Wenn das Brausepulver alle ist und der Korn blank geschluckt werden muss.

Damit solls dann auch mal gut sein. Ich danke dir für das Interview und hoffe das was bei rumgekommen ist. Ich wünsche Dir und der Band ne hammerharte Zukunft, und hoffentlich spielt ihr bald mal wieder in der Würzburger Gegend auf. Zudem gehört der letzte Satz noch Dir.


back to top

home | gig dates | tour-diary | band info | releases | sounds | lyrics | pictures | press | links