Interview

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... aus dem Eternity #21 (2002)

 

1. Hi Philipp & Bonehouse. Gratulations zu "onward to mayhem" euerm
aktuellen Longplayer. Das letzte mal als mehr von euch im Eternity zu
lesen war, war in Ausgabe #5 anlässlich des Eternity festival Specials.
meine Güte, ist das wirklich schon so lange her? Das war vor fast exakt
5 Jahren, ich glaube das war kurz nach "Symmetry of Decadence". Gib uns
doch mal kurz nen Überblick was sich aus bei Bonehouse seitdem so alles
getan hat.

Philipp: Ja, besten Dank erst mal, mein Lieber! Fuck - Du hast recht: Es ist tatsächlich schon 5 Jahre seit dem letzten Inti mit euch her, aber Ihr habt uns ja mit Sonx auffer CD-Beilage und guten Kritiken immer weiter schön die Stange gehalten (bildlich zu verstehen - Ihr Strolche!).
Nach unserer 2. Scheibe "Dogbite" haben wir erst mal viel live gezockt, u.a. waren wir auf Tour mit RESURRECTED und FLESHLESS. Dann ging es `99 nach Schweden, wo wir unter der Leitung von Jucke Petterson und Tomas Skogsberg im Sunlight "Steamroller" aufgenommen haben, die ja auch ein paar Ausgaben lang bei Euch in den Lesercharts war. Das lag sicherlich auch an den vielen Gigs, denn wir waren ein paar Wochen mit SMOKE BLOW unterwegs und haben auf diversen Festivals (z.B. Fuck The Commerce III) gespielt. Zur Tour gab es auch eine Split-7" mit SMOKE BLOW und später eine Split-10" mit THE FYREDOGS (Offenz Line Productions). Letztere war auch die letzte VÖ mit Klampfer Helge, der uns dann verlassen hat. Das war übrigens eine sehr faire, korrekte Trennung ohne jeglichen Stress. Helge hat uns seinen Nachfolger Jan Späth empfohlen, der sich so unglaublich perfekt integriert hat, dass wir es bis heute kaum fassen können. Der Typ ist so enthusiastisch, dass er pro Woche 5 neue Songs schreibt. Jedenfalls sind wir mit Späthi gleich 1 Woche nach der Tour ins Studio um 2 Songs für zwei Motörhead-Tribute-Sampler (bei Remedy Records) aufzunehmen. Ja, und nach vielen Shows mit u.a. DAYGLO ABORTIONS, BROKEN BONES und watweißichwem haben wir uns dann ordentlich den Arsch aufgerissen, um "Onward To Mayhem" fertigzustellen.

2. Euern Stil zu beschreiben ist keine so einfache Sache, aber ich denke
Crust Core trifft es nach wie vor am besten, oder wie seht ihr das
selbst?

Philipp: Dat ist BLUTGRÄTSCHEN-POGO-MOSH, Alder, hört man doch sofort! Crust Core ist schon geil, kann ich mir manchmal den ganzen Tag anhören. Das ist so herrlich primitiv, total reduziert aufs Wesentliche. Aber ich denke, dass bei uns nur einzelne Songs wie z.B. "Blast Away (The Rich)" wirklich reiner Crust sind. Die Basis ist Hardcore, allerdings Hardcore der Sorte, die rockt und auch `ne fette Metal-Kante aufweist. Also kein Brüllaffen-tough guy-Geprügel!

3. Ein paar Worte zur aktuellen Scheibe, was kann der geneigte Hörer
erwarten wenn er das erste mal auf die Play Taste drückt?

Philipp: Die Scheibe wird ihn/sie sofort überrollen mit dem Titelsong, schön schnell, hasserfüllt, gleichzeitig aber voller Lebensfreude! Denn von diesem scheinbaren Widerspruch lebt unsere Mucke und erzeugt somit auf lange Distanz gehört emotionale Hochgefühle, die er/sie nicht so schnell vergessen wird! Und ist es wirklich so ein Widerspruch? Trifft Hass auf das System und/oder die eigenen Lebensumstände nicht oft auf den unbändigen Wunsch, sein Leben trotzdem zu genießen, die Sau rauszulassen und den Schädel an den Bühnenrand zu schmettern? Jedenfalls kann man gleich beim Opener den Refrain mitbrüllen: RIOT! ONWARD RIOT! TO MAYHEM...

4. Ein paar Leuten die bei mir euer aktuelles Werk gehört haben ist
spontan "Motörhead goes Punkrock" rausgerutscht. Was sagt ihr zu diesem
Vergleich ?

Philipp: Gefällt mir sehr gut! Denn Lemmy und seine Warzen gehören zu den Konstanten im Leben, auf die man sich verlassen kann wie den morgendlichen Bierschiss oder die verspätete U-Bahn. Das schätze ich an einer Band! Jeder in der Band mag Motörhead, ihre kompromisslose Art und das ganze Lebensgefühl, welches da transportiert wird. Und natürlich haben wir da einen ganzen Tick mehr Punk mehr in der Mucke. Wobei Motörhead oft falsch interpretiert werden, der gute Lemmy sieht seine Band definitiv nicht als Heavy Metal an, sondern viel eher als Rock`n`Roll.

5. Wenn man eure Entwicklung von Anfang an betrachtet so habt ihr schon
eine enorme, auch musikalische, Entwicklung gemacht - ohne dabei in
völlig andere Stilregionen zu bewegen. Am Anfang war es dennoch eher ein
schwerer, stark groovender, brachialer Touch der euern Stil prägte,
während mittlerweile ein eher lockerer, ungezwungener Stil auf euerm
Album vorherrscht, der frisch und munter vor sich hinrockt und trotz
aller notwendiger Ernsthaftigkeit eher ein "gute Laune/Party feeling"
versprüht. Könnt ihr das bestätigen und wie seht ihr das im allgemeinen
und wie beurteilt ihr selbst eure Entwicklung?

Philipp: Es ist einem ja selbst gar nicht bewusst, inwiefern man sich weiterentwickelt hat. Ich war nach Abschluss unserer neuen Aufnahmen wirklich überrascht, wie melodisch die ganze Suppe geworden ist. Tatsächlich: Es rockt mittlerweile mehr, es ist runder, melodischer und dennoch aggressiv, brachial und pfeilschnell nach vorne. Ich finde es sehr gut, dass Du auch dieses positive Gefühl raushörst, denn das ist definitiv drin. Ich selbst habe oft mitbekommen, dass viele Leute abschalten, wenn sie den Begriff "Hardcore" hören. Weil sie dann denken, es handele sich um diese ganzen peinlichen Prollis, die über ihren täglichen Straßenkampf singen. In die Tonne mit diesem Müll - außer einigen Originalen, die wahrscheinlich wirklich auf der Straße aufgewachsen sind. HC hat viel mehr zu bieten, kann synonym mit Intelligenz, Power, positivem Hass (!) und den Blutdruck erhöhender Mucke sein! Was wir spielen, ist unsere Variante dieser Mucke. Die Qualität unserer Songs ist glaube ich über die Jahre deutlich angestiegen: Ein guter Song nach unseren Maßstäben muss einen Refrain besitzen, der sich ins Hirn brennt und einen gewissen Höhepunkt aufweisen, er darf nicht einfach so dahinplätschern. Wir versuchen halt immer diese Balance aus Eingängigkeit und Abwechslung zu perfektionieren.

6. Wie setzt sich das typische Bonehouse Publikum zusammen, musikalisch
scheint ihr mir nach wie vor zwischen allen Stühlen zu sitzen.

Philipp: Es kommt eigentlich oft darauf an, in was für einem Laden man spielt oder wer der Veranstalter ist, in welchen Kreisen er Werbung gemacht hat. Läuft die Werbung nur über eine bestimmte Szene, kommen entsprechend mehr Metalheads oder Punx. Wenn die Werbung übergreifend läuft, ist das Publikum sehr gemischt: Punks, Rock`n`Roller, Metaller, HC-Freaks. Das finde ich sehr befriedigend, denn wir haben mittlerweile gesehen, dass es doch viele Freaks gibt, die gar nicht so in Schubladen denken. Nicht so viele, wie es einem die jeweiligen (selbsternannten) Szene-Kontrolleure oft vorgaukeln wollen.

7. Wie wichtig ist es euch neben eurer Musik auch Inhalte zu vermitteln?
Ich konnte auf eurer Scheibe diesen "Good Night White Pride" Sticker
entdecken und Titel wie "Fascist Pig" legen eigentlich nahe das ihr mehr
mitteilen wollt als einfach nur "Rock'n'Roll"

Philipp: Definitiv! Finde ich auch immer recht langweilig, wenn es bei bestimmten Bands ausschließlich um Sex, Drugs und Rock`n`Roll geht. Wir haben BONEHOUSE nicht gegründet, um Rockstars zu werden oder uns auf der Bühne abfeiern zu lassen. Erstmal war da dieses angewiderte Gefühl, kotzen zu müssen, wenn man sich die nationalen und internationalen Missstände vor Augen führt. Der Drang war also bei uns da, etwas zu tun, und sei es nur, Dampf abzulassen und seine Wut herauszulassen. Das ist also erst mal eine ganz egoistische Haltung, aus der sich unsere Texte entwickelt haben und nicht etwa der Glaube, irgendjemanden von den eigenen Ansichten überzeugen zu müssen. Ich bin auch nicht der Meinung, politisch besser gebildet zu sein als unser Publikum, ich habe aber das Bedürfnis, keinen aufgesetzten Müll zu singen, sondern authentische Wut rauszuschreien. Oft trifft man auf die Meinung, man könne nichts ändern mit Texten oder Politik und Musik hätten nix miteinander zu tun. Das halte ich für ausgemachten Blödsinn! Bei vielen Bands vermute ich ehrlich gesagt, dass sie nur Schiss davor haben, potentielle Käufer zu verlieren, wenn sie mal deutlich Stellung beziehen. Tatsächlich macht es doch sehr viel Sinn, sein Maul aufzumachen: Denn wenn wir alle zu den zahllosen Verbrechen an Menschheit, Natur und Tieren schweigen, sanktionieren wir damit diese Taten! Das Schweigen wird die Täter bestätigen, dass es keinen Arsch kümmert, ob Menschen gefoltert, vergewaltigt oder getötet werden!

8. Wie wichtig sind euch die Lyrics allgemein, wer ist für sie
verantwortlich und in welchem inhaltlichem Rahmen bewegen sich diese
sonst noch?

Philipp: Wenn ich mal von mir als Schreigräte ausgehe, dann gehe ich soweit zu sagen, dass mir die Texte sogar wichtiger als die Musik sind. Der Inhalt steht vor der Form sozusagen, auch wenn ich einen Text erst dann ausformuliere, wenn der Song steht, andersherum ist es sehr unpraktisch, weil man dann den ganzen Kram umschreiben muss. Ich schreibe also einen Großteil der Texte, pro Platte gibt es 1 bis 2 Texte von Pete oder Kalle. Ideen liefern aber alle, denn wir diskutieren viel über die Inhalte. Ich habe mal ein Interview mit `ner Band gelesen, die sich überrascht zeigte, dass sich in ihren Reihen ein Fascho befand, weil sie ja nie über Politik gesprochen hätten. Ist das zu fassen? Da teilen sich diese Spacken jahrelang einen Proberaum und fabrizieren einfach nur Musik, ohne die elementaren Ansichten des anderen zu kennen. Aber ich schweife ab: Die Texte können einfach persönliche Erlebnisse verarbeiten (z.B. "Throwing Dirt Loosing Ground", wo es um Neid, Missgunst und Opportunismus geht), Dinge anprangern wie Faschismus/Rassismus ("Shut `Em Down" über die Forderung alle Nazi-Rattenlöcher auszulöschen oder eben "Fascist Pig"), Sexismus/Doppelmoral ("Handcuffed & Horny" über schleimige Manager, die tagsüber ihre Untergebenen knechten, nachts dann einer Domina die Stiefel lecken) oder Kriegstreiberei ("Blast Away (The Rich)", "Indo China") - eigentlich kriegt jeder sein Fett weg, der es verdient: Charlton Heston und die NRA stellvertretend für alle Waffennarren ("Disarm Charlton Heston"); Leute ohne Rückgrat, die für Geld alles tun ("Shove That Money Up Yer Ass") oder die typischen Durchschnittsmutanten ("Against The Mutant Hordes"). Wir haben es diesmal aber auch geschafft, zwei positive Songtexte unterzubringen, die einfach nur beschreiben, wie geil es ist, auf `nem Konz die Rübe zu schütteln und sich gehen zu lassen ("Onward To Mayhem", "My Definition").

9. Ihr seid nun schon von Anbeginn an bei Earth A.D unter Vertrag und
offensichtlich zufrieden damit. Ist dem wirklich so wie es scheint? Gab
es je Überlegungen das Label zu wechseln und was macht eurer Meinung
nach die Zusammenarbeit mit Earth A.D. zu dem was es ist?

Philipp: Man soll ja niemals "nie" sagen, aber bis jetzt sind wir sehr zufrieden mit Earth A.D. und werden mindestens unseren nächsten Longplayer da abliefern. Es gibt mittlerweile ein paar ganz interessante Anfragen für die Zeit danach, aber das warten wir ganz gelassen ab. Earth A.D. legen uns ja auch keinerlei Steine in den Weg, wenn wir mal bei einem anderen Label eine 7", 10" oder Samplerbeiträge machen. Die neue Platte kommt sogar als Vinylversion bei einem anderem Label raus, nämlich beim französischen Label Mass Productions. Das war einfach eine Idee von uns, CD und LP auf zwei verschiedene Label zu verteilen, um über die unterschiedlichen Vertriebswege und Werbemethoden weitere Personenkreise zu erreichen. In dieser Hinsicht unterstützen Earth A.D. uns also voll, indem sie bei Lizensierungen für andere Länder kein Geld verlangen, denn der Labelchef Christian Huber sieht alle diese Aktionen als Werbung für BONEHOUSE und damit letztendlich auch für ihn! Uns gefällt an der Arbeit mit Earth A.D., dass wir die völlige Kontrolle über unsere Produkte haben. Bei einem größeren Label hätten wir natürlich Chancen für fettere Touren und mehr Anzeigen usw., müssten dafür aber auch einige Rechte abgeben. Zum Beispiel machen wir jetzt das ganze Merchandise wie T-Shirts, Aufkleber, Buttons, Mützen, Caps, Poster und Aufnäher selbst und können somit die Preise dafür bestimmen und müssen niemandem was von den Gewinnen abgeben. Oft werden wir gefragt, ob die Entfernung Kiel - München nicht ein Problem darstelle, aber wir haben fast täglich über e-mail und Telephon Kontakt und treffen uns auch ab und zu auf Konzerten. Es werden also alle Aktionen miteinander besprochen, da wird nix über den Kopf des anderen entschieden.

10. Ihr seid darüber hinaus schon fast seit Ewigkeiten in der Szene
aktiv. Wie beurteilt ihr den aktuellen Stand und die Entwicklung in den
letzten Jahren?

Philipp: Ja, allein mit BONEHOUSE gehen wir 2003 ins zehnte Jahr - und dann wird gefeiert! Die Frage ist sehr global und im Grunde nicht in einigen wenigen Sätzen zu beantworten. Aber ich finde, dass es in letzter Zeit viele neue, hervorragende Bands und Fanzines gibt. Allerdings geht damit Hand in Hand, dass sich alles in kleine Sub-Genres zersplittert hat. Die einzelne Band hat es heute sehr schwer auf sich aufmerksam zu machen. Die Zeit der großen Konsens-Bands, zu deren Konzerten Tausende von Leuten kommen, scheint vorbei zu sein. Generell scheint das Interesse Bands live zu sehen, wieder zuzunehmen, aber die ernorme Vielfalt an Stilen, Genres und Bands führt dennoch mit sich, dass diverse Underground-Konzerte sehr schwache Besucherzahlen aufweisen. Da kann man nur hoffen, dass der Underground nicht irgendwann wegbricht und wir nur noch Retorten-Kombos der Marke "Popstars" vorgesetzt bekommen! Interessant auch die Entwicklung der "neuen Medien" - wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob das sich im Endeffekt positiv oder negativ auswirken wird. Sicherlich geil, dass im Grunde jede Band relativ kostengünstig eine Homepage erstellen kann, aber ich habe auch schon von Leuten gehört, dass sie sich keine Fanzines mehr besorgen, weil man jetzt ja alle News schneller und umsonst aus dem Netz bekomme. Eine Horrorvorstellung, wenn alle so denken sollten!

11. Wenn ihr die Zeit ein paar Jahre zurück drehen könntet - was würdet
ihr rückwirkend betrachtet auf jeden Fall anders machen und was würdet
ihr auf jeden Fall genauso wieder tun?

Philipp: Eine Zeitmaschine wäre schon geil - vielleicht könnte man rückwirkend ein paar Diktatoren eliminieren... Oder Kurt Cobain noch früher ins Jenseits befördern, dann wäre uns vielleicht der Grunge-Scheiß erspart geblieben... Aber ernsthaft: Du beziehst Dich natürlich auf uns als Band und da würde ich z.B. immer wieder bei Earth A.D. unterschreiben und ansonsten nicht viel anders machen. Einige Kontakte zu Klubs, Leuten oder Fanzines würde ich natürlich mit dem Wissen von heute früher knüpfen. Aber wer weiß, ob das immer so positiv wäre, denn oft ergeben sich manche Begegnungen auf ganz natürlichem Wege und können nicht forciert werden. Ich bin auch der Meinung, dass man aus allen Fehlern lernt, insofern wäre es möglicherweise fatal, alles "Schlechte" aus der Vergangenheit auszulöschen.

12. Ihr habt euer aktuelles Album wie schon euer Demo und das CD Debüt
in eurer Heimatstadt Kiel bei Ulf Nagel aufgenommen. Zwischendrin hat es
euch zu Aufnahmen nach Schweden verschlagen. Wie waren die Aufnahme
Erfahrungen in Schweden, wie kam es zu dieser Entscheidung und wieso
hats euch jetzt wieder zu Ulf verschlagen?


Philipp: Yeah, Schweden/Sunlight war eine Reise wert. Wir hatten damals einfach Bock, mal was anderes auszuprobieren, zumal Ulf zu der Zeit gerade kein festes Studio hatte. Als wir auf irgendeiner Party viele Schwedenklamotten hörten, kam die Schnapsidee auf, doch mal da aufzunehmen. Und dann klingelten wir einfach mal bei Skogi durch, der uns ein überraschend faires Angebot machte. Für uns liegt Schweden ja auch nicht soo weit weg, da wir einfach am Kieler Hafen auffe Fähre hüpfen können. Es gab dann zwar noch "kleinere" Probleme, wie z.B. dass uns drüben prompt dat Benzin im Tank gefroren ist, aber die Zeit im Studio war schon sehr geil und intensiv. Uns wurde aber auch bewusst, dass hier nicht viel Zeit zum Rumkaspern bleiben würde, denn die Termine für die nächste Band und auch unsere Rückfahrt waren ja schon fest gebucht. Somit auch etwas riskant, aber es hat alles hingehauen. Für "Onward To Mayhem" wiederum sahen die Voraussetzungen etwas anders aus: Erstmal hat Ulf ein neues, sehr amtliches Studio. Außerdem wollten wir, dass uns diesmal von Beginn des Songwritings ein Produzent im eigentlichen Sinne zur Seite steht, der frühe Versionen der Songs hören und kommentieren kann. Das hat bei der Distanz nach Schweden nur bedingt funktioniert - da hatten wir zwar auch schon eine Vorproduktion gemacht und ins Sunlight geschickt, aber ein Dialog über die Musik und etwaige Verbesserungen/Veränderungen kam nicht mehr zustande. Ulf hingegen kennt uns von Anbeginn an und konnte schon vor der eigentlichen Produktion alle Stärken der Band herauskitzeln. Auch die Aufnahmen liefen dann wesentlich relaxter über einen Zeitraum von drei Monaten ab, so dass wir immer wieder mal Sachen sacken lassen konnten um sie später zu optimieren.

13. Wie sieht es mit euren Liveaktivitäten aus? Ist da was
flächendeckendes, sprich eine Tour für dieses Jahr geplant? Kann man
euch auf irgendwelchen Festivals sehen?

Philipp: Yep, wir werden im Herbst auf Tour gehen und arbeiten zusammen mit einem Booker an einem guten Package, dass optimal zusammenpasst. Achtet also auf die genauen Termine in den Magazinen und auf unserer Homepage. Vorher werden wir schön an den Wochenenden zocken und auf diversen Festivals spielen. Besonders freuen wir uns da aufs FORCE ATTACK, immerhin das größte europäische Punk-Open Air (diesmal mit EXPLOITED, G.B.H., DRITTE WAHL, U.K. SUBS usw.). Vorher gibt es das Grind The Nazi Scum II, dann noch ein Ding im Osten mit DRITTE WAHL und ein dickes HC-Festival in Frankreich, leider am selben Wochenende wie Wacken, schnüff. Und mal sehen, was noch so geht...

14. Wie waren die bisherigen Reaktionen auf "Onward To Mayhem" und wie
seid ihr selbst damit zufrieden?


Philipp: Alles sehr sehr positiv! Bisher haben uns ca. 30 Kritiken erreicht und es wird offenbar: ALLE LIEBEN BONEHOUSE! Nee, was uns wirklich sehr freut, ist die Tatsache, dass uns sowohl Metalmags wie LEGACY und ROCK HARD als auch die Punk/HC-Fraktion wie PLASTIC BOMB, OX, TRUST oder WAHRSCHAUER mit guten bis sehr guten Kritiken bedacht haben. Interessant dabei: Während die Metalseite sagt, diese Scheibe sei nicht zu punkig für Metalheads, freut sich die Punkecke darüber, dass "Onward To Mayhem" nicht zu metallisch sei und alle beiden sagen: Das knallt wie Sau! Meine Theorie dazu ist, dass wohl jeder die Einflüsse in unserer Musik raushört, die er am besten kennt. Jedenfalls ist uns offenbar eine gute Mischung gelungen, zu der man pogen und bangen kann. Jeder nennt auch andere Favoriten, was für diese Ausgewogenheit spricht. Es laufen auch wesentlich mehr Interviews diesmal, also gibbet keine Klagen unsererseits.

15. Was würdet ihr jungen Bands als Ratschlag mit auf den Weg geben die
gerade an ihrem ersten Demo sitzen und ihre musikalische Zukunft noch
vor sich haben?


Philipp: Wenn ihr Rockstars werden wollt, dann solltet Ihr es schon mal nicht so machen wie wir, har har! Fühle mich bei dieser Frage etwas unwohl, da es sich so anhört, als seien wir voll die etablierte Nummer, die den jungen Hüpfern wohlwollend Ratschläge gibt. Aber gut: Wichtig sind meiner Meinung nach Ausdauer, permanente Qualität und Arbeit, Arbeit, Arbeit! Es dauert saulange eine Band aufzubauen (s.o.), also muss jede junge Underground-Band erst mal hartnäckig sein und sich nicht nach 3 Jahren frustriert auflösen, wenn noch nicht viel gelaufen ist. Wenn man nicht gerade von einem fetten Label massiv gepusht wird, dauert es locker 5 - 7 Jahre harter Arbeit und ständiger Bühnenpräsenz, bis eine gute Band sich überregional einen Namen gemacht hat. Auch wenn man dann einen Deal hat, sollte man sich nicht auf seinem Arsch ausruhen, sondern seine Anstrengungen eher verdoppeln. Weiterhin sollte man sich durch die betont coolen Aussagen diverser großer Bands in Interviews nicht täuschen lassen, von wegen: "Wir hatten noch keine fertigen Songs, als wir ins Studio sind, aber das haben wir da ganz easy klargemacht, ey". Songs im Studio zu schreiben können sich vielleicht millionenschwere Rockstars leisten, aber `ner Undergroundband kann ich nur empfehlen, vor den Aufnahmen ganz gehörig an den Stücken zu arbeiten. Am besten, die Phase des Songwritings ist ein halbes Jahr vor dem Studiotermin abgeschlossen! Denn dann können die Songs geprobt werden, bis sie absolut wasserdicht sitzen. Außerdem sollte man die Stücke immer mal aufnehmen und eine Vorproduktion machen, denn was sich im Proberaum geil anhört, kann plötzlich im Studio unerwartete Schwächen oder sogar Spielfehler aufweisen. Da sind schon viele Bands aus allen Wolken gefallen, weil sie im Proberaum unter infernalischer Lautstärke an einander vorbeimusiziert haben.

16. Was war die bisher positivste Erfahrung in der Geschichte von Bonehouse und was die negativste?

Philipp: Scheiße war es in Schweden, als unser pissgelbes Bonemobil plötzlich liegengeblieben ist. Ich hatte ja schon erzählt, dass uns das Benzin im Tank gefroren ist. Denn es war Winter und wir haben über Sylvester aufgenommen. Da aber der Alk in Schweden sehr teuer ist und wir den Jahresübergang feiern wollten, hatten wir den Bus vollgeknallt mit Bier und Hartgas. Nun blieb der Bus einen Tag vor Sylvester mitten in der Stadt liegen und wir konnten ihn nur vor eine geschlossene Tanke stellen - in der Hoffnung, dass die Schweden nur 3 -4 Tage im Koma liegen und das Ding irgendwann wieder öffnen. Aber Schockschwerenot: Als wir einen Tag später wieder mit dem Taxi zum Bus eierten, war er aufgebrochen, viele gute Tapes, die Anlage und vor allem unsere gesamten Getränkevorräte waren gestohlen! Vielleicht hört sich "Steamroller" deswegen so angepisst an....
Ein ganz anderes Erlebnis liegt jenseits von gut und böse: Und zwar haben wir letztes Jahr einen Gig im geschlossenen Frauenknast zu Vechta gespielt. Das Gefühl während des Auftritts kann ich kaum wiedergeben: Selten habe ich mich derart beengt und unwohl auf der Bühne gefühlt und auch die Kommunikation war mehr als schwierig. Andererseits kamen von den Frauen so verschiedene Emotionen rüber, dass es auch sehr intensiv und positiv war. Als wir mit dem Bus wieder vom Gefängnishof fuhren, und die Frauen ihre Arme zum Winken zwischen die Gitterstäbe schoben, hat echt keiner von uns ein Wort gesprochen... Sehr deprimierend und dennoch eine Erfahrung, die wir nicht missen möchten.

17. Ich war ja vor Jahren mal selber bei euch in Kiel zu gast und konnte
mich davon überzeugen das dort die Szene wirklich eng beieinander ist,
mit hundertausend Verstrickungen und Querverbindungen am Ende bildeten
15 verschiedene Leute mindestens genausoviele Bands, und jeder ist oder
war irgendwann mal bei der ein oder anderen aktiv. Wie sieht es bei euch
aktuell mit Nebenprojekten aus, habt ihr da noch was am laufen?


Philipp: Die Szene ist zwar immer noch sehr eng beieinander, wenn es um gegenseitige Unterstützung geht, aber mit Nebenprojekten haben wir absolut nichts mehr am Hut. Es war vom Arbeitsaufwand her einfach nicht mehr möglich, in zwei Bands zu spielen. Wir haben stillschweigend gemerkt, dass BONEHOUSE vorgeht und so sind alle Bands wie WALLCRAWLER, SUB-EFFECT, SALICOUS CRUMB oder DADDY 05 sanft entschlafen. Schade irgendwo, aber besser für BONEHOUSE, wenn wir all unsere Energie in die eine Band stecken können. Außerdem gibt es in letzter viele unerhört gute Bands aus Kiel, die diese Lücke mehr als wettmachen.

18. Was wird man von Bonehouse in Zukunft noch so alles erwarten können?

Philipp: Viele Scheiben und Gigs hoff ich doch! Im Zuge der positiven Reaktionen auf "Onward To Mayhem" befinden wir uns jedenfalls seit einigen Monaten in einem kreativen Hoch und arbeiten bereits fett motiviert am nächsten Longplayer. 6 Songs stehen jetzt (Anfang April) bereits und es zeichnet sich ab, dass Ihr keine Kommerzialisierung oder Wimpigkeit befürchten müsst...
Parallel dazu arbeiten wir an unserem Livesound und haben seit Anfang 2002 einen festen Mischer, der uns auf alle Konzerte begleitet. Der Leve wird dafür sorgen, dass wir uns live genauso mächtig wie auf Platte anhören. Das war uns schon seit langem ein Anliegen, denn bisher waren wir immer auf den jeweiligen Mixer vor Ort angewiesen. Die waren meistens zwar gut, aber man klingt als Band so immer ein bisschen anders und muss auf kleinere Effekte verzichten.
Dann arbeitet unsere Webmaster Locke + Boller permanent an unserer Homepage www.bonehouse.de, die Songs, Texte, viele Infos + News usw. beinhaltet und jedem hiermit empfohlen sei.
Rechtzeitig zur Tour wird es noch eine 7" oder 10" mit einigen unveröffentlichten Songs geben, also haltet die Augen auf!

19. Eure obligatorischen Last Words:

Philipp: Yep, Du hast mir ein schönes Loch in den Bauch gefragt, Kai - aber so sollet sein!
Danke für die Unterstützung und einen fetten Gruß an alle Leser. NEVER SURRENDER. UNITE AND STAND STRONG AGAINST THE MUTANT HORDES!
Schreibt uns unter BONEHOUSE; Philipp Wolter, Postfach 45 09, 24044 Kiel oder meldet Euch über unsere Homepage.

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